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Wer sich in der Haupt- mit Werkrealschule Frankenhardt-Honhardt, jetzt Wilhelm-Sandberger-Schule, zurechtfinden will, sieht sich unversehens mit einigen Kapiteln der Schulgeschichte konfrontiert.
Auf die Frage nach dem Weg zum Lehrerzimmer, erfährt der verdutzte Neuling an der Schule beispielsweise: „Du gehst am besten vom Uraltbau über den Altbau in den Neubau und lässt dabei den neuen Anbau rechts liegen.“ Die Bitte um Begleitung wird inzwischen schulterzuckend akzeptiert, allerdings nicht ohne unterwegs geschichtliche Orientierungshilfe zu geben. Weitergehendes geschichtliches Interesse kann dann mit Hilfe der anlässlich der Einweihung des Erweiterungsbaus 1984 veröffentlichten Schulchronik befriedigt werden.
In besagter Chronik liest man Merk-Würdiges über die Geschichte der Schule in Honhardt. Einer Beschreibung des Landkreises Crailsheim zufolge wurde die Schule um 1550 errichtet. Die deutsche Schule fand seit der Reformation durch die Landesherren eine starke Förderung und war der Zeit entsprechend mit der Kirche eng verbunden.
Die Einrichtung von Schulen auf dem Lande wurde zunächst den Eltern überlassen, die nach eigenem Ermessen Lehrer anstellen konnten. Damals mussten sich also die Eltern an der eigenen Nase packen, wenn sie mit der Lehrperson nicht einverstanden waren. Anfänglich sollen zunächst Pfarrer unterrichtet haben. In Honhardt ist gar von einem Mesner die Rede, der 1585 vom Pfarrer zur Unterrichtung der Schüler beantragt wurde. „Pfarrer Geer verlangte einen Meßner, der lesen und schreiben könne. Die Gemeinde gab den Dienst einem versoffenen Metzger, der oft, besonders wenn die Bauern im Winter Metzelsuppe hielten, wohlbezecht in die Schule und Kirche ... im weißen Fürfleck (Weißer Schurz) und mit anhängendem Metzelmesser kam“, wie der „Beschreibung des Oberamts Crailsheim von 1884“ zu entnehmen ist. Nach länger andauerndem Streit mit Mesner und Gemeinde soll Pfarrer Geer die Abset-zung dieses „Lebenskünstlers“ im Jahre 1590 erreicht haben. Doch die Gemeinde wollte Geer wohl noch eines auswischen, denn sie machte einen „des Singens und Schreibens unkundigen Mann zum Schulmeister“.
Schon damals brauchte man also in Honhardt auf Originale im Schul- und Gemeindeleben nicht zu verzichten.
Bis etwa 1655 bekamen nahezu alle Pfarrorte ihre Schulen. Die Filialorte mussten sich zunächst mit den unregelmäßig stattfindenden Unterrichtsangeboten der Winterschulen begnügen.
Erst 1841 erfährt man in der Oberamtsbeschreibung von einem Schulhausbau in Honhardt. Das alte, baufällige Schulgebäude neben der Kirche wurde durch ein mit drei Lehrzimmern und einem Wohnzimmer für den Lehrgehilfen ausgestattetes neues ersetzt. Damals sorgte die Gemeinde für das persönliche Wohlbefinden des Schulmeisters. „Die Wohnung des ersten ständigen Lehrers befindet sich daneben in einem 1839 angekauften Privathause, an welches 1877 die Wohnung des zweiten angebaut wurde.“ Wen wundert’s, dass sich die Pädagogen auch am Orte ihres Schaffens niederließen.
Interessante Anmerkungen im 1910 begonnenen „Protokollbuch für den Lehrerkonvent zu Honhardt“ verdeutlichen, wie sich Schule und Schulleben in den folgenden Jahrzehnten wandelten. Um 1910 wurden die Schüler in Honhardt in eine Unter-, Mittel- und Oberklasse eingeteilt. Pro Woche gab es 36 Stunden Unterricht. Ferienbeginn und -ende orientierten sich an den Erfordernissen der Landwirtschaft, die Volksschüler freuten sich auf ihre Heu- und Erntevakanz. „Wenn’s nor nett rechent“, dürfte gar mancher Schüler gebangt haben, denn die Heuferien konnten auch kurzerhand unterbrochen und auf später verlegt werden.
Heute kann man die Kinder, die zu Hause bei der landwirtschaftlichen Arbeit gebraucht werden, an einer Hand abzählen. Immer seltener tragen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Gedanken, den Beruf des Landwirts zu erlernen.
Die Einrichtung des elektrischen Lichts sorgte 1932 für „helle Köpfe“.
Kann in der heutigen „Multimedia-Schule“ überhaupt noch ohne Strom unterrichtet werden?
Nachdem die Weimarer Verfassung 1920 die vierjährige Grundschule für alle Kinder gesetzlich verankert hatte und eine Rechtsvorschrift der katholischen Kirche es den katholischen Schülern untersagte, neutrale Simultanschulen, die auch Nichtkatholiken offen standen, zu besuchen, sah man sich gezwun-gen, Schulverbände einzurichten. Eine Satzung des Bezirksschulverbands Honhardt aus dem Jahre 1935 legte fest, dass evangelische Schüler der Teilorte Randenweiler mit Ölmühle und Sperrhof die evangelische Volksschule in Honhardt besuchten. Die katholischen Schulkinder aus Honhardt und Mainkling wurden den Schulen in Stimpfach bzw. Fronrot zugeteilt.
Nach Aufhebung der konfessionellen Schulen und Einrichtung der Deutschen Volksschule wurde der evangelische Schulverband Honhardt wieder aufgelöst. Die Kinder von Angehörigen des Minderheitsbekenntnisses mussten nun die bisherige Schule des Mehrheitsbekenntnisses der Gemeinde besuchen.
Wie haben sich doch die Zeiten geändert. Heute gehört es schon zum Schulalltag, dass Schülerinnen und Schüler mit Erreichen ihrer Religionsmündigkeit eigenständig entscheiden, am Religionsunterricht nicht mehr teilzunehmen.
In den Jahren 1938 bis 1940 ging in Honhardt der dritte im Archivmaterial erwähnte Schulhausbau über die Bühne. Zwei Baugrundstücke wurden in Erwägung gezogen, letztlich entschied man sich für den zentralen Standort. Das Schreiben des damaligen Bürgermeisters an die Ministerialabteilung in Stuttgart enthält die Begründung: „Dieser Bauplatz hat den großen Vorteil, dass das Schulgebäude innerhalb des Orts an einem ruhigen Platz in der Nähe der Kirche erstellt wird. Außerdem wird durch diese Lösung das z.Zt. in diesem Ortsteil nicht besonders schöne Ortsbild wesentlich verbessert und zugleich ein großer Platz geschaffen, der für Kundgebungen usw. jetzt noch fehlt und in Zukunft den Ortsmittelpunkt darstellen soll.“
Was mag wohl wer dort kundgetan haben und wie hat sich die Schule verhalten? Bislang fehlen die Antworten. Die Programmpunkte der „Festfolge“ zur Einweihung des Schulhauses am 21.9.1940 lassen immerhin in die Zeit passende Rituale erkennen: „Flaggeneinholung, Marsch zum neuen Gebäude, Flaggenhissung mit Lied und Spruch, Chor der Hitlerjugend, Gemeinsamer Gesang der Nationallieder“.
Wie schwierig das Unterrichten nach Kriegsende gewesen sein muss, lässt uns die Aktion des damaligen Bürgermeisters von Honhardt erahnen, der eine Sammlung von Schulmaterial, welches für den Schulunterricht Verwendung finden könnte, in der Gemeinde veranlasste. Im Protokollbuch wird noch 1949 dankbar eine Spende des amerikanischen Roten Kreuzes erwähnt: „57 Hefte, 35 Bleistifte, 8 Federhalter, 11 Federn“. Äußerst sorgsam musste in dieser Zeit der Knappheit mit Lehr- und Lernmitteln umgegangen werden. Können wir uns das heute überhaupt vorstellen?
In Honhardt wurden in den folgenden Jahren aufgrund anwachsender Schülerzahlen 1949 die vierte, 1959 die fünfte, 1963 die sechste und 1965 die siebte Lehrerstelle beantragt und genehmigt.
Mit Auflösung der Schule in Mainkling 1966, der Einrichtung einer selbstständigen Grundschule in Gründelhardt und der auf dieser aufbauenden ebenfalls selbstständigen Hauptschule in Honhardt 1973, eine Konsequenz der Gemeinde- und Schulreform, bekam die Schule mehr und mehr ihr heutiges Gesicht.
Bildeten in der Vergangenheit Grund- und Hauptschüler ganz selbstverständlich eine Schulgemeinschaft, werden heute Erkundungstage für Schülerinnen und Schüler der vierten Grundschulklassen angeboten, damit diese einen Eindruck von der Hauptschule erhalten. Mussten noch in den fünfziger Jahren Schulkinder Wegstrecken von bis zu 6 km zu Fuß bewältigen, so werden sie seit der Zeit nach der Reform zur Schule bzw. zu ihren Wohnorten in Schulbussen transportiert. Das Schulleben hat sich an den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Busse zu orientieren.
Seit Beginn der neunziger Jahre kann an der Hauptschule in Honhardt neben dem Hauptschul- auch der sogenannte Werkrealschulabschluss erworben werden. Dieser nach dem Besuch der zehnten Klasse zu erreichende Abschluss entspricht allen anderen mittleren Bildungsabschlüssen. In den Monaten Mai bis Juli bestimmen vor allem Prüfungen das Schulgeschehen.
Die Schulentwicklung in Honhardt nimmt im neuen Jahrtausend rasant an Fahrt auf. Die Schülerzahlen gehen landesweit zurück und das Übergangsverhalten ändert sich. Die Hauptschule, jahrzehntelang eine erfolgreiche, tragende Säule der Bildungslandschaft, wird parteiübergreifend zum Auslaufmodell bzw. zur Restschule erklärt. Auch der Werkrealabschluss, lange das Aushängeschild der Honhardter Schule gerät in die Kritik. Die Folge sind dramatische Einbrüche der Anmeldezahlen bei allen Haupt-und Werkrealschulen in Baden-Württemberg.
In ganz Baden Württemberg? Nein, ein kleines hohenlohisches Dorf leistet Widerstand. Auch aufgrund des guten Rufs der Schule in den umliegenden Gemeinden und den sukzessiven Schulschließungen in Stimpfach, Satteldorf, Fichtenau und Obersontheim schafft es die Schule in Honhardt die Schülerzahlen konstant zu halten. Mit der neuen Schulart Gemeinschaftsschule eröffnet sich für Honhardt die Möglichkeit das über viele Jahre entwickelte und bewährte pädagogische Konzept der Schule für die Gestaltung der Zukunft zu nutzen.
In diese Zeit der Umbrüche fällt auch 2012 die Umbenennung in „Wilhelm-Sandberger-Schule“ nach dem ehemaligen Gemeindepfarrer, der sich 1933 als einer der Ersten der Gleichschaltung der evangelischen Kirche widersetzte. Im Schuljahr 2012/13 hat die Wilhelm-Sandberger-Schule ist die Schule ohne einen offiziellen Rektor. Sie wird kommissarisch von zwei Kollegen geführt. Die Rektorenstelle sollte auch im darauf folgenden Schuljahr unbesetzt bleiben.
Im Schuljahr 2013/14 bekommt die WSS eine Außenklasse der Konrad-Biesalskie-Schule Wört. Die Gemeinde stellt zusammen mit dem Kollegium unter der kommissarischen Schulleitung einen Antrag auf Gemeinschaftsschule.
Am 10. Februar 2014 ist es dann endlich soweit, die traditionsreiche Wilhelm-Sandberger-Schule bekommt die Genehmigung des Kultusministeriums, ab dem Schuljahr 2014/15 als Gemeinschaftsschule geführt zu werden. Für die neuen Fünftklässler in diesem Jahr bedeutet das, die ersten zu sein, die in Frankenhardt den Realschulabschluss als Regelabschluss ablegen werden. Mit 29 Anmeldungen wurde der für die Zweizügigkeit geforderte Klassenteiler von 28 Schülerinnen und Schüler knapp erreicht. Auch die Außenklasse der Konrad-Biesalskie-Schule wird auf zwei Außenklassen mit insgesamt 11 Schülerinnen und Schülern erweitert.
Im Februar erhält die Schule dann einen neuen Rektor. Herr Waldmann wurde im Februar eingesetzt.
Für den zweiten Jahrgang der GMS im Schuljahr 2015/16 meldeten sich 32 Schülerinnen und Schüler an – wieder kann der Jahrgang zweizügig geführt werden. In diesem Schuljahr beendet die Wilhelm-Sandberger-Schule die Kooperation mit der Konrad-Biesalskie-Schule.
Das Schuljahr 2015/16 war für die Schule eine Zeit mit mehreren Umbrüchen. Für den dritten Jahrgang der GMS meldeten sich 50 Schülerinnen und Schüler an – eine Zahl, mit der niemand gerechnet hätte, stand die Schule doch zwei Jahre zuvor vor dem Aus. Darüber hinaus kann eine weitere WRS-Klasse geteilt werden, da sie den Klassenteiler erreicht. Es stand somit fest, dass die WSS im Schuljahr 2016/17 von Klasse 5 – 8 zweizügig sein würde. Die Schülerzahl steigt dadurch erheblich an und das Schulgebäude gerät an die Grenzen.
Die Flüchtlingsproblematik dieser Zeit stellt die Schullandschaft vor weitere Herausforderungen. Die Wilhelm-Sandberger-Schule meldete eine Vorbereitungsklasse für Kinder geflüchteter Familien an. Damit steigt die Klassenzahl auf 11 und die Schülerzahl erreicht einen Stand von ca. 200 Schülerinnen und Schülern. Dies ermöglicht der Schule auch, erstmals einen Antrag auf ein Konrektorat zu stellen.
Auch die Stelle des Sekretariats muss zum Ende des Schuljahres neu besetzt werden, da Frau Probst nach 36 Jahren in der Schule in den Ruhestand geht.
In diesem Schuljahr finden auch Gespräche mit dem Bürgermeister Herr Schmidt, dem Architekten May und der Schulleitung statt. Es geht um umfassende bauliche Maßnahmen, da die Schule Schwierigkeiten hat, alle Schülerinnen und Schüler unterzubringen. Der verpflichtende Ganztagsbetrieb der GMS stellt weitere Herausforderungen an die Schule, da viele Kinder auch die Mittagspausen in der Schule verbringen sollten. Aufgrund der wachsenden Schülerzahl stellt die Schulleitung auch einen Antrag bei der Gemeinde, einen Sozialarbeiter/eine Sozialarbeiterin mit 50% einzustellen. Auch soll Personal für die Betreuung der in der in den Mittagspausen eingestellt werden. Der Gemeinderat unterstützte beide Anträge des Schulleiters einstimmig.
Stand: Juni 2016